Schriftliche Zusammenfassungen von Bhante's Erläuterungen der Lehrreden

Nachlese zur Dhamma-Studiengruppe

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Bhante erläutert die 57. Lehrrede aus der Mittleren Sammlung (Majjhima Nikāya) – Der Asket mit der Hundeübung Kukkuravatika Sutta

Bhante informiert eingangs, dass seit einigen Jahren in der Studiengruppe Lehrreden aus der Mittleren Sammlung/Majjhima Nikāya gelesen und erläutert werden. Er weist darauf hin, dass die Lehrvorträge des Buddha in fünf Sammlungen überliefert worden sind, nämlich:

1. Längere Sammlung/Dīgha Nikāya

2. Mittlere Sammlung/Majjhima Nikāya

3. Gruppierte Sammlung/Samyutta Nikāya

4. Angereihte Sammlung/Anguttara Nikāya

5. Kleinere/Kürzere Sammlung/Khuddaka Nikāya

Diese Sammlungen wurden kurz nach dem Tod/Parinibbāna des Buddha auf dem ersten Konzil unter der Leitung des Ehrwürdigen Mahā-Kassapa (vom Buddha als Spitzenschüler genannt unter den Lehrern in strikter Asketenübung, ANI.24) – das aus 500 Arahants, alle direkte Schüler des Erhabenen bestand – zusammengestellt, wobei jede Sammlung/Nikāya von einem anderen Mönch übernommen wurde. Die Verantwortung für den Vinaya lag in den Händen des Ehrwürdigen Upāli

(vom Buddha als Spitzenschüler genannt unter den Kennern der Ordenszucht ANI.24).

Die Lehrreden/sutta wurden etwa hundert Jahre lang mündlich überliefert. Dann erfolgten in Sri Lanka die ersten Niederschriften. Die Tradition der mündlichen Überlieferung ist bis zum heutigen Tag noch für manche Mönche aktuell.

Die Mittlere Sammlung/Majjhima Nikāya wurde vom Ehrwürdigen Ānanda (vom Buddha als Spitzenschüler genannt unter den Gedächtnisstarken, die Textfolge Beherrschenden, geistig Regen und aufwartenden Mönchen, ANI.24) übernommen, dem letzten, langjährigen Aufwärter des Buddha. Deshalb beginnen die Lehrreden, die vom Erhabenen gehalten worden sind mit 

“So habe ich gehört …”/”evaṃ me sutaṃ…”. Danach wird angegeben, wo die entsprechende Lehrrede gehalten worden ist und an wen sie gerichtet war. Dann wird in der ersten Person, so als ob der Buddha selbst spräche, weiter berichtet.

Die Mittlere Sammlung/Majjhima Nikāya umfasst 152 Sutten, die in Kapiteln oder Abteilungen/vagga aufgegliedert sind. Die 57. Sutta, die gerade gelesen wird, befindet sich in der Abteilung über Haushälter/Gahapatti Vagga.

MN57

Der Asket mit der Hundeübung

Kukkuravatika Sutta

Ort: im Land der Koḷiyer bei einer Stadt der Koḷiyer namens Haliddavasana

Personen: der Erhabene

Puṇṇa, ein Koliyer, ein Asket, der sich der Ochsenübung verpflichtet hatte

Seniya, ein nackter Asket, der sich der Hundeübung verpflichtet hatte

Bhante erläutert, dass es zur Zeit des Buddha sehr viele verschiedene Lehrer, Sucher und Asketen gegeben hatte mit recht unterschiedlichen Ansichten und Praktiken. So gab es beipielsweise die Übung sich wie ein Tier zu verhalten (wie in der zu beprechenden Sutta), oder im Ganges zu baden, um die Sünden abzuwaschen (was der Buddha humorvoll mit der Bemerkung quitierte, dass dann wohl die Fische alle sündenfrei seien) oder Feuer anzubeten. Auch das Äußere der Asketen unterschied sich, je nach deren Ansicht und Übung. So waren einige nackt, andere schnitten die Haare niemals und trugen sie in Flechten. Sowohl untereinander als auch seitens der Bevölkerung, die die Askten ehrte und mit Essen und Kleidung unterstütze, herrschte zumeist Toleranz und Respekt, wurde viel diskutiert, aber zumeist den Disputationsregeln Folge leistend. Der Buddha wurde von verschiedensten Suchern und Askten aufgesucht, die teils diskutieren, teils sich Ratschläge holen, teils ihre eigenen Lehren darstellen wollten. Der Erhabene selbst besuchte auch bisweilen Gruppen von Asketen, die ihn stets willkommen hießen, ihm einen Platz anboten und mit ihm Gespräche führten. Das Ziel war zumeist, um zu lernen und Fragen zu klären.

Für die beiden Asketen aus MN57, die sich wie Tiere verhielten, so erklärt Bhante, war das nicht nur eine körperliche Übung, sondern sie mußten natürlich auch ihren Geist darauf ausgerichtet haben. Dem Gesetz von Kamma entsprechend wird das, worauf man seinen Geist häufig ausrichtet, zu einem Kammaergebnis/vipāka, das entweder schon in diesem Leben oder in einem darauf folgenden reift. Man könne das zum Beipiel an sehr gierig essenden oder hasserfüllten Menschen in ihrem Gesichtsausdruck erkennen.

Dennoch, so sagt Bhante, ist es möglich, jederzeit wieder von unheilsamen Handlungen weg zu kommen, Heilsames zu tun und so können alte Kammaresultate, wenn auch nicht unwirksam (außer man verwirklicht Arahantschaft), so doch abgeschwächt werden. Davon ausgeschlossen sind fünf Taten, die direkt zur Hölle führen, noch in diesem Leben, nämlich:

1. das Töten der Mutter

2. das Töten des Vater

3. das Töten eines Arahants

4. mit einem bösartigen Geist das Blut eines Buddha vergießen

5. Spaltung in der Sangh verursachen

Genau darauf, auf das Kammaergebnis/vipāka, bezogen sich die Fragen der Asketen an den Buddha, nämlich, was aufgrund ihrer strengen Askese zu erwarten sei. Zuerst wollte der Buddha die Frage nicht beantworten, da die Asketen jedoch nicht locker ließen und insgesamt drei Mal fragten, mußte der Buddha, den damaligen Disputationsregeln folgend, antworten. Die Antwort war niederschmetternd: sie würden entweder bei den jeweiligen Tieren oder, sollten sie zusätzlich in falscher Ansicht leben, dass durch ihre Askese ein Himmelsbereich zu erwarten sei, sogar in der Hölle wieder erscheinen. Als die Askten in Tränen ausbrachen, sagte der Buddha, das sei der Grund, wehalb er nicht antworten hatte wollen, aber die Asketen informierten den Erhabenen, dass keineswegs seine Antwort ihre Verzweilung ausgelöst habe, sondern vielmehr die Erkenntnis, für wie lange Zeit sie voll Eifer einer verkehrten Übung hingegeben waren.

Bhante erklärt, dass das Weinen der Askten Gewissensunruhe, Gewissensbisse/kukucca seien. Vergleichbar, wenn ein Siebzigjäriger erzählt, dass er als Zwanzigjähriger gehört habe, dass man meditieren solle, er es aber nicht befolgt hat, und nun ist er alt, hat nur noch kurze Zeit zu leben, der Körper ist schwach, vielleicht sogar krank, voll Schmerzen.

“Man kann nicht Reis säen und Mango ernten” zitiert der Ehrwürdige ein Sprichwort.

Offensichtlich hatten die beiden Asketen tiefes Zutrauen zum Erhabenen, denn Puṇṇa bat im Namen beider um folgendes:

MN57.5. “ … Ehrwürdiger Herr, ich habe folgende Zuversicht in Bezug auf den Erhabenen: <Der Erhabene ist dazu fähig, mich den Dhamma auf eine Weise zu lehren, dass ich diese Ochsenübung aufgeben kann, und dass dieser Seniya, der nackte Asket mit der Hundeübung, jene Hudeübung aufgeben kann.>”

So befragt, lehrt der Buddha die vier Arten der Handlung, aus seinem Wissen heraus, das er mit höherer Geisteskraft unmittelbar verwirklicht hatte, nämlich:

1. dunkle/kaṇha Handlung mit dunklem Ergebnis

2. helle/sukka Handlung mit hellem Ergebnis

3. dunkle-und-helle Handlung mit dunklem-und-hellem Ergebnis

4. Handlung, die weder dunkel, noch hell ist mit weder-dunklem-noch-hellem Ergebnis, die zur Vernichtung von Handlung führt

Die dunklen Handlungen sind jene zehn Taten der unheilsamen Wirkensfährte/kamma patha,

drei körperliche (töten, stehlen, falscher Umgang mit Sexualität),

vier sprachliche (lügen, hintertragen, rohe Rede, sinnlose Rede),

drei geistige (Habgier, Übelwollen, falsche Ansichten).

Die hellen Handlungen sind die der zehn heilsamen Wirkensfährten.

Die Handlungen, die weder dunkel, noch hell sind, die zur Vernichtung von Handlung führen,

sind der Wille, der im Überwinden der Art von Handlung steckt,

die dunkel, die hell und die weder-dunkel-noch-hell sind.

Dunkel als Ergebnis, so erklärt Bhante, bedeutet, dass man nicht klar, nicht mit Weisheit

sehen kann.

Hell, dass man klar im Geist wird, dass sich die Augen für Weisheit öffnen können.

Dunkle Taten sind schlecht.

Sie führen zu leidvoller Geburt, Kontakt, Gefühlen wie z.B. im Fall der Höllenwesen.

Helle und dunkle Taten sind besser.

Sie führen zu Geburt, Kontakt, Gefühlen, die sowohl leidbringend, als auch nicht leidbringend sind wie bei Menschen und einigen Himmelswesen.

Helle Taten sind gut.

Sie führen zu nicht-leidbringender Geburt, Kontakten, Gefühlen wie im Fall der Götter der Leuchtenden Herrlichkeit.

Weder-helle-noch-dunkle Taten sind am bestens,

sie führen zur weder dunkem-noch-hellem Ergebnis.

MN57.9. “ … das Wiedererscheinen eines Wesens geschieht aufgrund eines Wesens:

man erscheint aufgrund der Handlungen, die man begangen hat, wieder.

Wenn man wiedererschienen ist, berühren einen Kontakte.

So sage ich, dass die Wesen die Erben ihrer Handlungen sind. … “

Frage zu den weder-hellen-noch-dunklen Taten: Genügt da schon die Absicht, der Wille?

Bhante bejaht, jede Absicht/cetana, z.B. Meditation zu praktizieren kann dazu führen, dass man während z.B. einer halben Stunde frei von hellen, dunklen und hellen-und-dunklen Taten ist.

Die Erklärungen des Buddha öffnen das Ohr für Weisheit.

Unsere Erklärungen öffnen das Gehirn für Konzepte.

Bhante spricht dann darüber, dass es nicht leicht, ja eher eine Kunst ist, in einer Gemeinschaft zu leben. Demut ist dabei sehr wichtig.

Er gibt auch dazu ein Sprichwort:

Wenn du bei der Hochzeit eines Flughundes eingeladen bist, mußt du auch an der Decke hängen.

Wichtig ist Ordnung mit körperlichem, geistigen und sprachlichem Training verbunden, orientiert an Befreiung.

Frage: Ich habe gehört, dass, wenn man meditiert, man mit dem Universum verbunden ist.

Ja, sagt Bhante, und das Universum ist in uns. Kontakt mit Körper und Geist haben!

Das Paradies ist im Herzen. Sich verbinden mit Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gelassenheit!

Alles, was ich in mir spüre, wirkt nach außen.

Abschließend zitiert Bhante den Ehrwürdigen Nyanaponika Mahā Thera:

“Durch innere Wandlung wandelt sich das Außen,

auch wenn es noch so langsam nachfolgt.”

Dana – über die Bedeutsamkeit der freiwilligen Spende

Das Dhammazentrum Nyanaponika gibt uns die einzigartige Möglichkeit, die Lehre des Buddha durch einen Mönch aus Asien authentisch zu erfahren. Bhante Seelawansa Mahathero, vertraut mit Kultur und Mentalität seines Herkunftslandes, legt den Dhamma überdies in unserer Muttersprache dar. Wir lernen und üben in einem außerordentlich schönen Zentrum in angenehmer Umgebung. Seine Aufrechterhaltung hängt von unserer Teilnahme und von unserer großzügigen Unterstützung ab. Freiwillige Spenden (Dana) sind daher sehr erbeten.

Nach den Veranstaltungen ist es wichtig, uns bewusst zu machen, dass die so wertvollen Unterweisungen nur durch unsere finanzielle Mitwirkung fortgeführt werden können.